Einblicke aus der Winterthur
31DAYS Herausforderung
Im Frühjahr-Sommer 2024 veranstaltete die Schweizer Stadt Winterthur einen ehrgeizigen Mobilitätsversuch: die 31DAYS Challenge, bei der die Einwohner eingeladen wurden, einen Monat lang autofrei zu leben. Ziel der Initiative war es, herauszufinden, ob ein kurzfristiger Kontakt mit alternativen Verkehrsmitteln zu einer nachhaltigen Veränderung der Mobilitätsgewohnheiten und des Autobesitzes führen kann.
Über 750 Einwohner haben sich angemeldet, um einen Monat lang autofrei zu fahren. Sie bekamen:
- ein kostenloses E-Bike;
- unbeschränkter Zugang zum öffentlichen Verkehr in der ganzen Schweiz
- Carsharing-Abonnement
Als Gegenleistung? Sie versprachen, ihr Auto so wenig wie möglich zu benutzen ... im Idealfall gar nicht.
Die 31DAYS-Herausforderung ist ein einfaches Ziel: Menschen dabei zu helfen, ihre Gewohnheiten in Bezug auf das Auto aufzugeben und zu entdecken, wie einfach (und angenehm!) ein Leben ohne Auto sein kann. Die Initiatoren wollten einen Wandel hin zu einer nachhaltigeren, multimodalen Mobilität anstoßen und vielleicht sogar Bürgerinnen und Bürger dazu inspirieren, ihr Auto zu verkaufen.
Unsere Forschungsarbeit
Für die Studie wurde ein Forschungsdesign mit "gemischten Methoden" verwendet, dasquantitative Umfragen vor und nach der Studie (257 Befragte) und qualitative Fokusgruppen (43 Teilnehmer). Forscher des SWEET Lantern (WP6, SUPSI und ZHAW) führten die quantitativen Analysen durch, während Forscher des ZHAW-Instituts für Linguistik (ausserhalb von SWEET Lantern) die qualitativen Analysen durchführten.
Wichtigste Ergebnisse und Highlights:
- 36 % der Teilnehmer reduzierten ihre Absicht, häufig ein Auto zu benutzen
2 % der Haushalte wurden direkt nach der Challenge autofrei.
Zwei Monate später hatten mit Hilfe einer von der Stadt Winterthur gewährten Prämie von CHF 3'000 13% ein Auto verkauft.
Die Menschen berichteten, dass sie häufiger E-Bikes, Busse und Züge benutzen - und das gerne tun.
Trotz der vielversprechenden Veränderungen bei der Absicht, das Auto zu benutzen, führte die Studie nicht zu weitreichenden Veränderungen beim Autobesitz. Die meisten Teilnehmer betrachteten die Kombination aus öffentlichem Verkehr und E-Bike-Besitz nach wie vor als Ergänzung und nicht als Ersatz für den Pkw-Besitz.
Abschließende Überlegungen
Die Winterthurer 31DAYS-Challenge zeigt, dass selbst kurzfristige Versuche die Mobilitätsentscheidungen erfolgreich beeinflussen können, insbesondere bei Menschen, die gerade erst anfangen, auf ein autofreies Leben umzustellen. Für eine dauerhafte Verringerung des Autobesitzes sind jedoch wahrscheinlich längerfristige Maßnahmen erforderlich, darunter unterstützende politische Maßnahmen, finanzielle Anreize und eine bessere Infrastruktur. Um die Wirkung zu maximieren, sollten künftige Versuche eine breitere und vielfältigere Gruppe von Teilnehmern einbeziehen.
Sind Sie neugierig, es auszuprobieren? Beginnen Sie mit nur einer Woche. Sie werden überrascht sein, wie wenig Sie Ihr Auto vermissen!